Ein paar Augenblicke der Besinnung (Nr. 57) |
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Die Tage werden trüber und kühler. Weihnachten steht vor der Tür, wir freuen uns auf den Jahreswechsel. Zwischen der Hektik, die uns regelmäßig in den letzten Wochen des Jahres befällt, bleibt vielleicht ein wenig Muße,
noch einmal das zu Ende gehende Jahr in
Gedanken vorüber ziehen zu lassen. Und dieses Jahr war durchaus keines,
das man so einfach mit den Worten „Kinder, wie die Zeit vergeht“ abtun
kann.
100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieg, in dem Millionen Menschen
ihr Leben verloren und an dessen Ende sich die Welt von Grund auf
änderte, sind wir erneut mit der Angst vor Krieg und Vernichtung
bedroht. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht Sorgen macht – und
auch noch machen muss – angesichts der bewaffneten Auseinandersetzungen
in der Ukraine und im arabischen Raum.
Als 1990 die Teilung Deutschlands und Europas mit dem bis zur Ekstase
gefeierten Fall der Mauer scheinbar beendet wurde, hatten viele das
Gefühl, dass nunmehr die militärische Bedrohung zweier hoch gerüsteter
Militärblöcke zu Ende sei. Doch das Wettrüsten ging weiter, und es
vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo in der Welt Krieg und
Zerstörung zum Alltag gehören: Jugoslawien, Irak, Afghanistan,
Palästina, Syrien. Und nun auch bei unseren östlichen Nachbarn, quasi
vor unserer Haustür, in Europa. Angesichts dieser Tatsachen fällt es
manchem schwer, in den verordneten Jubel einzustimmen.
Im Übrigen steht der 9. November auch für die Novemberrevolution 1918
und die Pogromnacht 1938 gegen die Juden in Deutschland. Vergessen
werden sollte auch nicht, dass es vor der Vereinigung eine Trennung gab:
Vor 65 Jahren gründeten sich zwei deutsche Staaten im Ergebnis des 2.
Weltkrieges. 40 Jahre lang standen sie sich feindlich gegenüber: die
kapitalistische BRD und die DDR. Welche Rolle welche politischen Kräfte
bei dieser Entwicklung spielten, lässt sich in Geschichtsbüchern
nachlesen, auch wenn die Interpretation historischer Ereignisse je nach
eigener Stellung unterschiedlich ausfallen mag.
Die richtigen Lehren aus der verhängnisvollen Geschichte des 20.
Jahrhunderts zu ziehen, das ist das Vermächtnis, vor dem wir alle
zusammen stehen.
Gegen diese weltgeschichtlichen Ereignisse nimmt sich die Kommunalwahl
im Mai doch eher unbedeutend aus, wenngleich sie schon für unsere
Gemeinde wichtig war. Wenn Politik im Kleinen nicht funktioniert, wie
soll sie dann im Großen klappen? Doch wir können durchaus zufrieden
sein. Unsere Gemeindevertretung, die Ortsbeiräte und Ausschüsse sind
arbeitsfähige Gremien, in denen viele kompetente und engagierte Bürger
mitwirken. In unserer Gemeinde gibt es ein breites Angebot an
sportlichen und kulturellen Betätigungen, zahlreiche Feste finden in
allen Orten statt, jeder, der will, kann sich in vielfältigster Weise
einbringen. Wir haben nicht nur ein herrliches Umfeld mit einer
großartigen Natur, wir leben auch in einer friedlichen Kommune, ohne
große Angst vor Kriminalität oder Konfrontationen haben zu müssen. Doch
das ergibt sich nicht von allein.
Dass das so bleibt, dazu sind wir alle gefordert. Nutzen wir also die
Feiertage, uns in einer Mußestunde auf das Geschaffene zu besinnen und
uns bewusst zu werden, dass wir auch im kommenden Jahr gemeinsam dafür
sorgen wollen, in Frieden hier zu leben und zu arbeiten.
Horst Schumann
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Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 2. Dezember 2014 )
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