Die Gemeinde Wandlitz, das Land Brandenburg und die Europäische Union haben viel Geld in die Hand genommen für Kindertagesstätte, Kirchensanierung, Turnhalle am Fußballplatz, Ausbau der Straße durchs Dorf, Wiederaufbau der Schleuse, Sanierung des langen Trödel sowie Neubau einer Schwenkbrücke über den
Trödel. Zerpenschleuse hat sich in den letzten
Jahren herausgeputzt. Es macht Freude, am Trödel zu spazieren und die
Seele baumeln zu lassen.
Genau in dieses Konzept passt perfekt seit einigen Jahren die
„Eisschleuse“ in der Puschkinstraße. Die Hörer von BB-Radio wählten 2017
das kleine Café zur beliebtesten Eisdiele Brandenburgs. Der Inhaber
Andree Hauswald erlernte nach der Schule den Beruf des Heilpädagogen.
Diese Tätigkeit führte er als Selbständiger jahrelang aus.
1993
lernte er die Liebe seines Lebens kennen. Sie kam aus Birkenwerder. So
verschlug es ihn in den Neunzigern nach Brandenburg, nördlich von
Berlin. Ein großes Hobby von ihm war das Kochen nach „Omas Rezept“. Von
ihr lernte er viele Raffinessen der Thüringischen Kochkunst. Man muss
wissen, dass Andree Hauswald schon immer ein Querdenker mit verrückten
Ideen war und noch heute ist. So gründete und betrieb er Ende der 90-er
Jahre einen Catering-Service für und mit Wildfleisch. Das kam gut an und
so stieg die Nachfrage. Die Aufträge und die Arbeit wurden immer mehr.
Am Ende kam, was kommen musste. Sein Herz spielte nicht mehr mit. 2014
verpachtete er die gesamte Cateringfirma aus gesundheitlichen Gründen.
Ein
anderes Hobby lief nebenher. Andree Hauswald interessierte sich schon
immer für die Kaffeeherstellung. Wen wundert es, er ko mmt ja aus der
Kaffeestadt Dresden. So besuchte er Lehrgänge und Schulungen. Dann
experimentierte er mit verschiedenen Bohnen und Röstverfahren. 2012
begann die Vermarktung bei den ersten Restaurants und Gastwirten. Heute
liefert er bereits ins europäische Ausland. Das Problem ist die deutsche
Kaffeesteuer. Diese Steuer gilt als Verbrauchersteuer und bringt dem
Bundeshaushalt pro Jahr zirka eine Milliarde Euro ein. 2012 wurde die
letzte Petition mit rund zwanzigtausend Unterschriften zur Abschaffung
dieser Steuer abgelehnt.
Andree
Hauswald ist gut befreundet mit den Betreibern von Conny‘s-Eiscafe in
Schönerlinde. Bei einer Verkostung von Gurkeneis und Thymianeis wurde
die Idee geboren, ein eigenes Eiscafé zu eröffnen. Zu Pfingsten 2014 war
es dann soweit. Die „Eisschleuse“ war geboren. Das Konzept war
allerdings anders als in Schönerlinde. Neben dem Eisverkauf, welches aus
Schönerlinde geliefert wird, soll auch die Kaffeehaustradition mit
hochwertigen selbst gerösteten Kaffeespezialitäten in Zerpenschleuse
aufleben und darüber hinaus bekannt und beliebt werden. Am Anfang
verkaufte er an einem Sonntag zwanzig Tassen Kaffee. Später waren es
fünfzig Tassen. Heute werden an einem Sonntag zehn Kilogramm Kaffee
getrunken – Tendenz steigend. Wen verwundert es, dass er hohe Ansprüche
an die rohe Kaffeebohne hat. Er kauft nicht irgendwelche Bohnen im
Großmarkt. Er legt Wert auf Nachhaltigkeit.
Was
wünscht er sich für die Zukunft? Er ist mit der Gemeindeverwaltung im
Gespräch. Der Grünstreifen zwischen dem Trödel und der Puschkinstraße
sollte begradigt werden. Auf Grund der steigenden Nachfrage und der
wachsenden Gästezahl steigt auch das Parkplatzproblem. Durch wildes
Parken auf dem Grünstreifen versandet dieser zunehmend. Durch eine
Holzpollerreihe könnte man dem entgegenwirken.
In
seinem Geschäft, welches er als Erlebnistreffpunkt sieht, wird die
Kaffeerösterei ausgebaut. Die Produktpalette wird erweitert durch neue,
exotische, spannende Sorten. Aber auch sein Teeangebot wird auf Grund
der steigenden Nachfrage erweitert. Neu hinzu werden interessante
Schokoladensorten kommen.
Neben dem Entspannen beim Besuch der kleinen Gaststätte und dem Genuss
der Köstlichkeiten vor Ort wird der 2017 eröffnete Hofladen expandieren,
um das volle Spektrum anbieten zu können.
Ich
selbst war nun schon mehrfach dort Gast und empfand Hochgenuss beim
Trinken einer Tasse Tee und der Möglichkeit, bei untergehender Sonne die
Seele am langen Trödel baumeln zu lassen.
Wolfgang Kirschner
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