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Zwei Jahre „Film ab in Zühlsdorf“ (Nr. 28) |
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24 Filme für Erwachsene und vier Märchenfilme für die Kleinen
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er in die regionalen Zeitungen guckt, merkt, dass kleine kommunale Spielstellen wie Pilze aus der märkischen Erde schießen. Das sind keine Kinos, die täglich spielen, sondern in der Regel Filmclubs, die
diese Veranstaltungen als kleine kulturelle
Ereignisse in den abgelegenen Orten organisieren.
So ist das auch in Zühlsdorf. Ein frisch renovierter Mehrzweckraum mit
einer schönen großen Leinwand für Dia-Vorführungen war der Auslöser für
den Einfall, hier monatlich je eine Filmveranstaltung zu machen.
Anfangs versuchsweise.
Der Versuch startete Ende Februar 2008 mit dem Film „Die Comedian
Harmonists“.
Zu aller Verwunderung kamen über 60 Zuschauer (der Raum ist für 80
Personen zugelassen). Das war ein grandioser Anfangserfolg. Viel
Beifall, viel Schulterklopfen und „Weiter so!“. Seit dem ist die Reihe
„Film ab in Zühlsdorf“ an jedem letzten Freitag des Monats eine
Institution mit großer Akzeptanz.
Zu jedem Spielfilm gibt es eine 60 Jahre alte Wochenschau „Der
Augenzeuge“ und vor dem Hauptfilm den berühmten Kinogong. Ganz so, wie
es früher war, als es auf dem Dorf noch Kino gab.
Inzwischen feiert „Film ab in Zühlsdorf“ am Freitag, dem 26. Februar,
19.00 Uhr, im Mehrzweckraum Zühlsdorf sein zweijähriges Bestehen.
Gespielt wird der Spielfilm „Wolke 9“ (Deutschland 2008, Regie: Andreas
Dresen), davor die Wochenschau „Der Augenzeuge“ Nr. 28 vom 14.07.1950.
Wir werden an diesem Tag im Saal alle Ankündigungsplakate der Filme
aufhängen, die wir in zwei Jahren spielten. Mancher wird staunen,
welch’ eine interessante Kollektion das ist.
„Die Brücke am Kwai“, „Große Freiheit Nr. 7“; „Die tollkühnen Männer in
ihren fliegenden Kisten“ – das waren die Oldtimer. „Die Kinder des
Monsieur Mathieu“, „EVITA“, „Kalendergirls“, „Das Zigeunerlager zieht
in den Himmel“, „Frida“, „Sommer vorm Balkon“ – beeindruckten die
Zuschauer. Ebenso die DEFA Filme „Die Mörder sind unter uns“ (1946),
„Der Aufenthalt“ (1982) und „Einer trage des Anderen Last“ (1988).
Selbst einen indischen Film aus der Bollywood-Produktion gab es.
Besonders interessant waren die beiden Filmabende, an denen je ein
Langmetrage-Dokumentarfilm lief, die Schöpfer der Filme anwesend waren
und anschließend mit den Zuschauern diskutierten. („Sag’ mir, wo die
Schönen sind“ von Gunter Scholz und „Ich will da sein – Jenny
Gröllmann“ von Petra Weisenburger).
Während der Filmabende kann man bei Rotwein und Kerzenlicht die
Vorstellung genießen. Das gefällt allen außerordentlich, so dass es
eine feste Stammkundschaft gibt. Es kommen auch Zuschauer aus Wandlitz,
Schönwalde, Stolzenhagen, Mühlenbeck… Alle sehen das monatliche Kino
als Bereicherung der geistig-kulturellen Möglichkeiten. Und das ist gut
so.
Für ein solches Projekt braucht man eine Reihe Enthusiasten. Diese
meldeten sich aus der Zühlsdorfer Bevölkerung, als wir damals publik
machten, was wir vorhatten.
Bis heute ist es so: Einer bringt seine eigene Technik mit (Laptop,
DVD-Player, Lautsprecher, Beamer…) und garantiert die technische
Qualität der Veranstaltung. Ein anderer gestaltet und schneidet die
Eintrittskarten, ein weiterer druckt die Filmplakate, andere machen die
Kassierung und den Service. Keiner verlangt etwas dafür. Alle sehen es
als Ehre an, für die Kultur auf dem Dorf etwas Nützliches zu tun.
Einer muss „den Hut aufhaben“, die DVDs und die Filmrechte beschaffen.
Für jede Vorstellung braucht man eine Erlaubnis für eine „einmalige,
öffentliche, nicht-kommerzielle Vorführung“ des jeweiligen Films. Die
Rechte-Inhaber (Verleihfirmen) bzw. –Verwalter (Filmbüros) geben das
„ok“ und verlangen eine Lizenzgebühr in unterschiedlicher Höhe. Deshalb
wird für den Filmbesuch ein Beitrag erhoben, um die Lizenz- und
GEMA-Gebühren zu begleichen.
Was nun die Filmwünsche betrifft:
Alle wollen gute Streifen der
Welt-Cinematographie sehen. Die einen wünschen Filmklassiker, andere
hervorragende Literaturverfilmungen, dritte wiederum Filmkomödien und
vierte wünschen sich die guten Streifen aus dem Filmfonds der DEFA und
der sowjetischen Spielfilme,
die früher in unseren Kinos liefen… Was tun?
Wir werden nach und nach jeweils einen guten Film aus jeder Kiste
herauskramen. Die Leute, die unser Publikum sind, sollen mit uns
zufrieden sein. Am Ende ist das der Sinn der Sache. Also „Prosit“ auf
die nächsten zwei Jahre.
Klaus Flemming, Zühlsdorf
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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 3. Februar 2010 )
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